Ich bin die Partnerin eines stark verunglückten Motorradfahrers. Er trug keine Schuld, es war ein Damwild, das in ihn bei 70 km/h vors Motorrad lief. Er kam mit diversen Knochenbrüchen und einer stark verletzten Milz per Hubschrauber in eine Uniklinik. Er hat seit Wochen starke Schmerzen, pumpt sich mit Schmerzmitteln zu und sein Bewegungsapparat streikt. Er wurde operiert und wird es wohl nochmal.
Anstatt eines schönen ersten gemeinsamen Sommers werde ich ihn nun die kommenden Wochen pflegen. Ich mache das gerne, dieses Mal.
Ich weiß aber auch, das ich gehen werde, sollte er weiter Motorrad fahren. Denn ich möchte einen Mann an meiner Seite haben, der mit 50 Jahren Verantwortung übernimmt. Mein Wunsch an mein Leben ist, mit einem Mann planen zu können.
Ich möchte nicht zurückstecken müssen, wenn er querschnittsgelähmt sein wird oder eine erneute lange Heilungsphase haben wird. Oder ihn womöglich ganz zu verlieren - aufgrund eines Hobbys. Die Unfallgefahr ist auf dem Motorrad 16fach erhöht im Vergleich zum Auto.
Dieses Mal stand ich bereits mehrere Tage unter Schock, es hat unglaublich weh getan. So sehr ich tiefe Gefühle für ihn habe, habe ich auch Wünsche an mein Leben. Ich möchte nicht in ein paar Jahren wieder von vorne anfangen müssen. Das habe ich bereits hinter mir. So werde ich gehen, sobald er wieder aufs Motorrad steigt. Er hat alle Rechte dieser Welt, Motorrad zu fahren. So, wie ich alle Rechte dieser Welt habe, glücklich zu sein und im Leben mit einem Mann anzukommen.
Natürlich kann das Leben hart sein und es gibt diverse Möglichkeiten, warum er gehen könnte. Wenn es aber aufgrund eines weiteren Motorradunfalls wäre, könnte ich es mir selbst nicht verzeihen. Weil ich dann bleiben müsste.