Wie kann man einen Drehmomentschüssel auf dessen Genauigkeit überprüfen?
2 Antworten
Theoretisch so:
Den DMS waagerecht in einen Schraubstock einspannen, und nach der Drehmomentformel an einem willkürlich gewählten Abstand zum Zentrum (idealerweise kurz vor Ende, z.B. auf dem Drehgriff in eine Rille) des Drehpunktes (die 1/2" oder 1/42-Vierkantaufnahme) ein Gewicht dranhängen.
Nicht vergessen das Gewicht des Schlüssels an dieser Stelle mit zu berücksichtigen. Z.B. den DMS an diesem Meßpunkt in eine Zugwaage einlegen.
=> Kraft von Drehmoment: http://www.calculatoredge.com/new/torque.htm#force
=> "Kilopond kp = Kilogram force" aus Newton: sengpielaudio com/Rechner-krafteinheiten.htm (/9,806650)
Scheinbar wird ein DMS auf seinen Maximalwert kalibriert. Ein 44-210Nm-DMS also bei 210Nm.
Z.B. 210Nm, das wären 53,535Kg bei 40cm Abstand.
53,536kg minus das am Meßpunkt ermittelte Schlüsselgewicht (bei ca. 1200gr Komplettgewicht des Schlüssels) von z.B. 660gr = 52,875Kg.
Man stellt den DMS auf z.B. 210Nm, und hängt nun wiederholt langsam absenkend 53,535kg - 0,660Kg (z.B. einen Eimer oder Sack, je nach Volumen mit Bleikügelchen, Sand...) bei 40cm Abstand an den DMS, und dreht an der Kalibrierschraube bis es nicht mehr knackt/auslöst. Dann noch ein Stück weiter die Kalibrierschraube hochdrehen. Nun dreht man ein kleines Stück an der Kalibrierschraube zurück (Eimer währenddessen anheben), und hängt bei jedem Schritt wieder den Eimer langsam absenkend auf den Hebel. Dazwischen immer wieder anheben bis es knackt. Ganz am Ende ist es dann eine Feineinstellung zwischen winzigen Vorwärts/Rückwärts-Schritten und langsamem anheben (Entspannungsknack) und absenken (Auslöseknack).
Also der physikalischen Theorie nach müsste dass einen Drehmomentschlüssel genau kalibrieren.
Mit der umgekehrten Methode (Gewicht zum dranhängen bei eingestelltem Wert errechnen) könnte man die Abweichung testen.
Zum Test dieser Methode wäre es hilfreich einen Drehmomentschlüssel zu haben, von dem man sicher weiß dass er genau geht. Z.B. frisch kalibriert.
Diese "Eimermethode" geistert auch durch einige Foren, aber ich fand bisher noch keines, wo das jemand mit einem guten kalibrierten Testet. Wie erwähnt, die Physikalische Theorie lässt wohl bei so etwas einfachem wie dem Drehmoment keine Zweifel. Aber ein Test mit kalibrierten Schlüsseln wäre noch eine Bestätigung. Mit der Methode ermittelte ich z.B. an einem "Da Jiun No. 603" (28-210Nm) bei eingestellten 28Nm einen Wert von 23,0210Nm. Bei 42Nm (nächster Voller Wert) waren es 32,0736Nm. Zur Abwechslung mal zu niedrige Werte im unteren Bereich. Reißt einem zwar nicht die Zylinderverschraubung kaputt, könnte aber einen Druckverlust bedeuten.
Bei einem anderen Chinesen (Identische Box, ähnliche Optik) der mit 10-210Nm angegeben ist, sind 12Nm = 32Nm wenn ich mich recht erinnere. Den habe ich dann auch mal bei 28Nm (wo viele andere billige 210er anfangen) getestet, und da waren es ~59Nm.
Die Marken-DMS gibt es auch mit diesen "210Nm", aber die fangen erst bei etwa ~45Nm an. Ein DMS der auf 210Nm kalibriert ist (scheinbar kalibriert man auf den Maximalwert), ist in den unteren Bereichen ungenauer. Unabhängig von der Qualität. Daher gibt es wohl auch keine "10-210Nm" oder "28-210Nm"-DMS von Markenherstellern. Die Billigmarken hoffen wohl mit einem größeren Bereich mehr verkaufen zu können, auch wenn die Ungenauigkeit da bösartig groß werden kann. Leider kenne ich auch nicht den die Genauigkeitsabweichung eines neuen Billig-DMS bei seinen untersten Einstellbereichen. Der mit der Extremabweichung nach oben, war schon in privater Hand.
Wenn jemand mal mit dieser Methode einen guten kalibrierten Schlüssel testet, wäre es sehr nett die Ergebnisse noch hier zu kommentieren.
Ich will ja Klaus Antwort nicht madig machen, aber ich halte solch ein Vorgehen für recht leichtsinnig, wenn dann mit einem so "geprüften" z.B. Zylinderkopfschrauben angezogen werden sollen. Ich hatte über den vergangenen Winter meine beiden Drehmos an dieses Kalibrierlabor gesendet. http://www.kalibrierlabor.de/drehmomentschluessel-6.html. Innerhalb einer Woche waren sie mit DIN-Messprotokoll zurück. Einer musste justiert werden. Andererseits ein gutes Gefühl zu Wissen, daß mein 20 Jahre alter Hazet noch innerhalb der Toleranz lag.