Kawasaki ZR-7 Gebrauchtkauf Erfahrungen?

1 Antwort

Grundsätzlich für Besichtigungen:

Darauf achten, dass der Motor kalt ist, wenn man kommt. Ist er warm, hat das meist den Grund um irgendwelche Kaltstart Probleme zu kaschieren.

Dann Verbrauchstteile überprüfen:

Reifen auf Profiltiefe und Alter (sollten nicht älter als 5 Jahre sein).

Bremsbeläge und Bremsscheiben optisch inspizieren. Es sollte noch genug Bremsbelag da sein und die Bremsscheiben keine Furchen haben, sonst kauft man schnell Ersatz.

Ölstand überprüfen. Hat der Besitzer einen Nachweis über den letzten Ölwechsel, zeigen lassen, wenn nicht, davon ausgehen dass länger keiner mehr gemacht wurde. Wenn man plant das Motorrad zu verkaufen, behält man in der Regel solche Quittungen.

Bremsflüssigkeit im Blickfenster überprüfen. Stand und Farbe. Tief gelb oder leicht bräunlich deutet darauf hin, dass lange nichts gemacht wurde. Natürlich auch die Funktion der Bremse selbst überprüfen.

Kette überprüfen, wie schauen die Dichtungsringe aus, gibt es feste Kettenglieder, Rost oder andere Verschleißzeichen. Hierbei ebenfalls das Kettenblatt überprüfen. Es sollte nicht deutlich abgenutzt sein.

Lenkereinschlag überprüfen. Die Anschläge sollten in beide Richtungen denselben Winkel aufweisen. Ebenfalls sollten zwischendurch keine Rastpunkte sein. Weder beim Lenkkopflager, noch bei den Radlagern sollte es Spiel haben, wenn man versucht dass man es horizontal, lateral oder rotierend bewegt.

Bei Flüssigkeitsgekühlten Motorrädern auf den Stand der Kühlflüssigkeit achten. Motor im Stand warmlaufen lassen, um zu sehen, ob der Lüfter einsetzt oder aus bleibt.

Ein- und Ausfederung der Gabel und des Federbeins testen.

Lichtanlage ausreichend testen.

Wenn du da alles als sicher erachtest, dann auf zur Probefahrt. Visier offen, achte auf komische Gerüche und komische Geräusche. Schalte alle Gänge durch und fahre sie, wenn möglich mal gut durch.

Mach am besten auch die Fahrschulübung "Stop and Go". Dabei kann man leicht feststellen ob was mit der Kupplung oder der Bremse nicht richtig hinhaut.

Was ich dir konkret zu diesem Motorrad sagen kann:

Finger weg.

  1. in diesem Preissegment bekommt man bereits gute Motorräder mit ABS. In dem Preissegment ist auch die CBF 600 PC38. Die kann ich dir aus eigener Erfahrung sehr ans Herz legen. Auf ABS würde ich jedenfalls nicht verzichten.
  2. Auf dem ersten Bild sieht man bereits, dass die Kette ein feststeckendes Glied (6. Glied unten links von der Achsmutter) hat. Du wirst also auf jeden Fall mit einem neuen Kettensatz zwischen 100 und 150 € rechnen müssen. Wenn du kein ausreichendes Nietwerkzeug hast, muss das auch noch angeschafft werden, was nochmal ca 50-100 € kostet.
  3. Rein optisch schaut es sehr benutzt aus, gerade für 34.000 km. Meine CBF 600 hat, als ich die bei 36.000 km verkauft hat, bis auf die Sturzbügel noch wie neu ausgeschaut und die war aus dem gleichen Baujahr. Ein gut gepflegtes Motorrad muss zwar nicht bedeuten, dass alles in Ordnung ist, aber ein schlecht gepflegtes Motorrad lässt zumindest schon mal darauf schließen, wieviel Mühe der Halter in die Wartung investiert hat.

Und jetzt mal ganz ehrlich, wenn ich ein Fahrzeug verkaufe, dann richte ich es so gut her wie nur möglich, besonders mit Sachen, die ich ohne Kostenaufwand machen kann. Da nehme ich mir halt mal die Stunde um den Lack zu polieren und zu wachsen, dass es so schön erstrahlt wie möglich. Der Verkäufer hat das Motorrad gerade mal gewaschen, aber der Lack ist schon sehr matt geworden.

Nur so als Vergleich, so schaut eine ZR 7 aus, die Liebe erfahren hat: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/1/17/Kawasaki_zr-7_rot.jpg


notizbuch 
Beitragsersteller
 24.04.2020, 10:28

@fxhbr - Vielen Dank. Ich hab mir das besagte Motorrad angeschaut aber nicht gekauft, deine Punkte waren einleuchtend und sehr hilfreich.

Ich schaue mir heute eine Suzuki Bandit 1200 GSF S (AK6) aus dem Jahre 2006 mit ABS an. Genauer gesagt diese hier: https://www.autoscout24.de/angebote/suzuki-bandit-1200-gsf-1200-s-abs-bandit-topcase-benzin-rot-f0617545-04d6-4954-8fa9-9a8c1b9ecede?cldtidx=4&cldtsrc=listPage

Hast du hierzu speziell auch noch wertvolle Informationen für einen Laien parat?
VG

fxhbr  24.04.2020, 13:11
@notizbuch

Bis auf die Schrammer macht die rein optisch schon mal einen besseren Eindruck.

Du hast da halt den Vorteil, dass bereits eine Durchsicht gemacht wurde, die Chance, dass du in den nächsten 2-3 Jahren viel Geld reinstecken musst, ist deutlich geringer.

Achte trotzdem mal auf das Reifenalter. Profil scheint genug drauf zu sein, aber das Gummigemisch verhärtet sich mit der Zeit. Der ADAC empfiehlt nicht länger als 5 Jahre. Sollten die Reifen deutlich älter sein, würde ich den Händler darauf hinweisen und fragen, ob sich da was machen lässt. Vielleicht kommt der dann mit einem Kompromiss entgegen, du zahlst die neuen Reifen, er montiert sie.

Alles in Allem macht es einen guten Eindruck, Kilometerstand ist recht gut für das Alter und die Bandits erfreuen sich sowieso sehr guten Rezensionen, besonders was Langlebigkeit angeht. Wünsche viel Spaß damit, falls es die wird :)

Bonny2  17.04.2020, 21:39

Super gute Erklärung. Gruß Bonny