Turbolader mit Kompressor für Motorrad möglich?

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Hallo kesha, es ist möglich. Technisch gesehen ist es noch nicht einmal besonders schwierig. Die Frage ist nur: ist es auch sinnvoll? Hinter dieser Frage muß man ein großes Fragezeichen setzen. Der Knackpunkt ist die Leistung und das Drehmoment. Mithilfe dieser Nebenaggregate holst du aus einem kleineren Motor mehr Leistung(nur deshalb verwendet man sie im Autobau). Das heißt, du nimmst, die ganze Technik einer 1300er,die du brauchst um die Leistung zu bewältigen, baust einen 600er Motor ein und bringst ihn durch Lader wieder auf die Leistung einer 1300er. Du sparst keinen Treibsteoff, hast eine teuerere und anfälligere weil kompliziertere Technik und gewinnst allenfalls etwas Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen, ein Effekt der bei Motorrädern nicht sehr erwünscht ist, weil eine starke 1300er bei niedrigen Drehzahlen ohnehin schon zu viel Drehmoment entwickelt. Zur technischen Ausführung. Man kann als Kompressor auch die Verdichterseite eines Turboladers verwenden und diese durch einen Flachriemen mechanisch (Verhältnis etwa 1;10) antreiben. Solche Kompressorsets gibt es in USA seit langer Zeit. Verwendet man nun einen kompletten Turbolader, dann könnte man durch eine ausgeklügelte Ein - und Entkoppelungssteuerung erreichen, daß bei niedriger Drehzahl der Lader mechanisch angetrieben wird und bei höherer Drehzahl die Abgasturbine die Arbeit übernimmt. Ein Problem dabei:Einen Kompressor darf man im Gegensatz zu TL nicht direkt an den Zylinder anschließen, sondern es muß ein druckfester Kessel mit etwa dem 10fachen Volumen des Motors dazwischengeschaltet werden weil sonst schon bei minimalstem Gasgeben bei 1000 U/min das Vorderrad abhebt. Ich habe das selbst in Daytona gesehen. Der Fahrer gab sprichwörtlich mit der Mikrometerschraube Gas und trotzdem hüpfte das Vorderrad ständig hoch, und das fast bei Standgas. Wenn man alle diese technischen Hilfsmittel zusammenfaßt hast du nichts gewonnen, außer einem brachialen Drehmoment, mit dem noch nicht einmal ein Rossi etwas anfangen könnte.

Hallo Kesha, also grundsätzlich sind beide Bauarten -Abgasturbolader ATL, und Kompressor- zur Erhöhung der Dichte der angesaugten Luft zuständig. Das ist neben der Drehzahl, der Verringerung der Druckverluste im Motor (Kanäle polieren) und dem Verdichtungsverhältnis so ziemlich das Einzige was man "einfach" machen kann. Der wesentliche Unterschied zwischen beiden Systemen ist der Antrieb: -Der ATL wird mit Hilfe einer Turbine angetrieben, die heißen Abgase treiben diese an, auf der anderen Seite sitzt meist ein Radíalverdichter der den Druck (-und damit die Dichte -Masse pro Volumeneinheit-)der Frischluft erhöht. Der Kompressor macht das Selbe in ähnlicher Bauform, nur wird dieser nicht durch einer Turbine sondern von einem Elektromotor oder, bei serienmäßigen Einbau, duch mechanische Kopplung an drehende Teile im Motor angetrieben. Was nun sinnvoller ist? Beide Bauarten bezwecken schonmal das Gleiche, Erhöung der Dichte der angesaugten Luft. Jetzt sollte man sich Gedanken über Wirkungsgrad und Betriebsverhalten machen: Strömungsmaschinen (wie Turbinen und Radialverdichter) haben einen Nennbetriebspunkt bei dem der Wirkungsgrad (Nutzen zu Aufwand) am besten ist. Die Turbine des ATL muss über die Drehzahl mit verschiedenen Massenströmen die nicht den Nenndaten entsprechen arbeiten, daher auch der schlechte Effekt bei niedrigen Drehzahlen. Die Drehzahl der Turbine ändert dabei leider auch ihre Drehzahl die ja auch der des Verdichters entspricht, somit arbeitet auch dieser schlecht! Der Kompressor wird idealerweise mit der Nenndrehzahl betrieben und erreicht dabei ständig seinen optimalen Betriebspunkt oder liegt zumindest in dem Bereich... Auch ist die Tatsache, dass beim ATL schnell Drehende Teile im heißen Abgasstrom arbeiten und dabei auch noch starken Drehzahlschwankungen ausgesetzt sind zu bemerken, das riecht schon nach Verschleiß! Zusammenfassend: Die Kompressoraufladung arbeitet bei höherem Wirkungsgrad und macht sonst das Selbe wie der Verdichter des ATL. Beide benötigen Motorenergie, der eine elektrische (Kompressoraufl.) der andere potentielle des Abgasstromes, wobei hier auch ein Teil der Restwärme genutzt wird, sonst aber der Antrieb durch die Volumenänderungsarbeit beim Ausstoßen (also über die mechanische Energie des Kolbens) erfolgt. Ich würde wohl eher Kompressoraufladung vorsehen, diese muss auch nicht zwischen den Auspuff gebastelt werden sondern kann in der Airbox verschwinden. Hoffe das war verständlich ;-)


kesha 
Beitragsersteller
 27.09.2009, 21:50

Tolle Antwort, ich danke dir!