Äther und Rizinusöl als Tankzusatz?

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Äther und Rizinus sind zwei Paar Stiefel und haben primär einmal nichts miteinander zu tun.

Grundsätzlich sollte man sich einmal klarmachen, daß beide Beimischungen aus der Vorkriegszeit stammen und nur verwendet wurden, um die damals miesen Treibstoffe und Öle aufzupeppen. und für die damals noch mieseren Motoren verträglicher zu machen. Heutzutage sind beide Beimengungen überflüssig bis schädlich.

Rizinusöl verursacht diesen typischen Duft (böswillige Zeuitgenossen würden behaupten - Gestank) nach Rennen. Es wurde beigemengt in einer Zeit, als es nur unlegierte Mineralöle gab. Rizinusöl hat die Notlaufeigenschaften verbessert und die Viskositätsstabilität bei hohen Öltemperaturen. Der Nachteil war, daß Rizinusöl stark verkokelt. Die Motoren und Auspuffanlagen verrußten. Daher war Rizinusöl nur für Rennmotoren geeignet, die oft aufgemacht und dabei auch gereinigt wurden. Moderne Öle erfüllen die Anforderungen wesentlich besser ohne die negativen Begleiterscheinungen.

Äther ist ein Alkohol, dh er ist leicht flüchtig, aggressiv und hat einen, im Vergleich zu Benzin, geringeren Energiegehalt. Die Ätherbeimischung hat im Wesentlichen folgende Wirkungen:

1) Äther ist zündfreudiger, dh der Motor startet leichter und wirkt gleich nach dem Start "lebhafter". Die Leistung steigert Äther nicht.

2) Äther erzeugt im Vergleich zu Benzin bei der Verdunstung mehr Kühle. Die Ätherdämpfe entziehen dem Motor mehr Wärme. Das war z.B. bei Bahnrennmotoren nützlich. Wegen der kurzen Strecken konnte man praktisch ohne Kühlrippen und ohne Wasser - und Ölkühlung fahren. Die Innenkühlung durch den verdunstenden Sprit reichte völlig.

3) Durch die Ätherbeimischung und die dadurch bessere Innenkühlung konnte man die Verdichtung erhöhen, ohne daß der Motor gleich den Heldentod durch Überhitzung gestorben ist. Das wiederum hat die Leistung gesteigert.

4) Da Äther sehr leicht entflammbar ist, mußte man sich nicht so streng an das berühmte Lambda 1 halten. Das bedeutet, daß man auch mit überfettem Gemisch noch fahren konnte. Das wiederum hat die Innenkühlung weiter verbessert, die Startfreudigkeit erhöht und in der Folge auch die Leistung geringfügig verbessert.

5) Äther ist zwar durch die schnelle Verdunstung zündfreudig, hat aber einen höheren Entflammpunkt als Benzin, dh die damals chronisch überhitzten Motoren neigten weniger zu Selbstzündung, das sich als Klopfen und Dieseln gezeigt hat.

Fazit:

Beide Beimengungen hatten in einer Notzeit positive Wirkungen. Heutzutage und bei modernen Motoren sind sie völlig überflüssig bis schädlich.


Mankerl 
Beitragsersteller
 28.11.2012, 09:39

Hallo Helmut! Ich kann mich erinnern, so Ende der 70er. Da war ich mit meinem Vater am Salzburgring. Da fuhren Rennmopeds herum. Ich weiß nicht genau wieviel ccm die hatten es waren auf jedenfall Kleine Motoren da mein Vater von Schnapsglasmotoren sprach. Aber eines weiß ich noch ganz genau, die Abgase haben gestunken das mir beinah schlecht davon wurde, könnte das Äther gewesen sein? lg Romana

chapp  28.11.2012, 10:45
@Mankerl

Nein. Äther aus den Auspuffgasen kann man nicht riechen.

Das war ein Ölzusatz (die kleinen Maschinen waren damals alle Zweitakter, die das Öl mit verbrennen) und es kann sein, daß das Öl Rizinusöl enthalten hat.

Bonny2  28.11.2012, 16:29
@chapp

Super Antwort!! --- Ich habe damals wie alle Anderen schon eine merkliche Verbesserung bei der Beschleunigung verspürt. Ich hatte es aber nicht so im Detail gewusst. Nun bin ich wieder etwas „klüger“ geworden. Danke Chapp. Ob die Endgeschwindigkeit auch zunahm, daran kann ich mich nicht erinnern. Aber auf jeden Fall haben die Auspuffgase leicht nach Äther gerochen, daran kann ich mich sehr gut erinnern. Ist sogar wirklich der Rennleitung aufgefallen. Wenn wir Äther im Tank hatten und es war irgendwo die Rennleitung zu sehen, sind wir schnell einen anderen Weg gefahren. ;-) Gruß Bonny