An der Ampel richtig runter schalten?

3 Antworten

Wenn man mit gezogener Kupplung rumsteht, wird das Ausrücklager beansprucht, das kann lange Zeit gutgehen, muss aber nicht, auf jeden Fall ist es Verschleiss. Umgefahren wurde ich bisher noch nicht (kann aber noch kommen, der Tag ist ja noch nicht vorbei ;)  ), kenne auch niemanden, dem das passiert ist. Was man in Grossstädten nicht machen sollte, ist bei gerade auf gelb umgesprungener Ampel gleich artig zu halten, da wird man gerne mal abgeräumt, kommt aber auf die Fahrmentalität der jeweiligen Stadt an... in Frankfurt heisst gelb: Vollgas, in Freiburg: langsam anhalten (die fahren da aber eh nur Schrittgeschwindigkeit).


Bonny2  12.10.2019, 13:02

Beim Ausrücklage wird die Feder beansprucht. Da gebe ich Dir recht. Mache ich aber schon immer so. Bei unterschiedlichen Motorrädern. Ist noch nie etwas kaputt gegangen.

Es ist aber tatsächlich so, dass es hier in Berlin öfter vorkommt, dass an einer roten Ampel stehende Zweiräder (auch Roller und Fahrräder) einfach "übersehen" werden. Damit ist nicht gemeint, dass die bei "Gelb" anhalten, sondern an der Ampel stehen. Die Autofahrer wollen langsam bis zur Haltelinie vorfahren und übersehen den Zweiradfahrer. Der Sturz gibt die Verletzungen.

Warum das so ist, kann ich Dir nicht erklären. Darüber diskutieren wir auch jedes mal ohne Ergebnis wenn wieder jemand umgefahren wurde. Deshalb hält auch selten ein Motorradfahrer bei "Gelb" an. Da wird beschleunigt und durch gefahren. Eigenartigerweise fährt aber niemand in ein am Straßenrand, oder sogar auf der Fahrbahn stehendes Motorrad auf. Von einem umgefahrenen, auf der Fahrbahn geschobenes Motorrad habe ich noch nie gehört. Das Phänomen spielt sich meist nur an Ampeln im Stadtverkehr bei schwach befahrenden Ampeln ab. Im Berufsverkehr eher selten. Das gab es vor einigen Jahren eher selten. Ist aber leider zunehmend.

Deshalb rate ich allen sich nicht als einzelnes Fahrzeug (Zweirad) an einer roten Ampel zu stellen. Immer "Gang drin" und im Spiegel die Rückseite beobachten. Ist auch meine persönliche Erfahrung, die mir schon so einige Male die Knochen gerettet hat. Gruß Bonny

fritzdacat  12.10.2019, 13:28
@Bonny2

Schon interessant, hab das noch nie erlebt, schaue auch nie in den Rückspiegel, wenn ich an einer Ampel stehe ;) . Aber was du sagst stimmt schon, es fahren immer mehr (sagen wir mal) ungeübte Fahrer in der Weltgeschichte rum, vielleicht liegt es auch daran, dass immer mehr geblitzt wird, die Leute langsamer fahren und deshalb nicht mehr konzentriert sind.

Ob wir mit Ausrücklager dasselbe meinen, ist mir jetzt nicht so ganz klar, ich meine das Lager selbst, wenn das langsam verschleisst gibt es so ein gleichmässiges Schleifgeräusch, wenn man bei laufendem Motor die Kupplung zieht. Die Federn selbst kriegt man kaum kaputt.

Solange die Kupplung richtig eingestellt ist und korrekt trennt, nimmt sie auch keinen Schaden beim ziehen. Im Gegenteil, die Kupplung nimmt deutlich weniger Schaden als bei häufigen Kupplungsvorgängen.

Allerdings stellt sich mir hier eine ganz besondere Frage: wieso fährst du untertourig im vierten Gang um Benzin zu sparen, nutzt aber beim Bremsen nicht die Motorbremskraft aus, um mehr zu sparen?

Nicht nur Benzin spart man sich, sondern eventuell auch hektische Schaltvorgänge. Sollte die Ampel doch früher als erwartet grün werden befindet man sich direkt im richtigen Gang um weiterzufahren. Ebenfalls vorteilhaft ist es, wenn man eine Gefahr von hinten erkennt und dann rechtzeitig noch zur Seite ausweichen kann, ohne dass man den Gang suchen muss.

Die Motorbremse richtet an 4 Takt Motoren und 2 Takt Motoren mit einer Drehzahl-gesteuerten Öl-Direkteinspritzung keinen Schaden an. Alte 2 Takt Motoren laufen jedoch heiß, da die Öl-Zufuhr durch den Gaszug gesteuert wird. Kein Gas, keine Schmierung.

Bei modernen Motoren ist dies jedoch kein Problem. 4 Takt Motoren müssen nicht über den Kraftstoff geschmiert werden, deshalb ist die Motorbremse auch völlig harmlos für den Motor. Zudem muss man auch weniger in die Eisen steigen, sorgt so also auch dafür, dass die Bremsbeläge länger halten.

Im Leerlauf verbraucht der Motor doch auch Benzin, warum verbraucht man mit der Motorbremse nun kaum Benzin?

Das ist eigentlich recht einfach, bei Einspritzmotoren wird die Benzinzufuhr zum Motor gekappt. Dies nennt sich "Schubabschaltung". Moderne Einspritzmotoren haben bei der Motorbremse quasi 0 Liter Verbrauch. Für den Antrieb wird lediglich die Trägheit des Motors ausgenutzt. Diese Schubabschaltung braucht natürlich einen Mindestumdrehungswert. Dadurch wird verhindert, dass der Motor stark untertourig läuft und aus geht. Ist das Standgas zum Beispiel auf 1000 u/min eingestellt, setzt die Schubabschaltung ab einem Wert kurz darüber (z.b. 1400 u/min) ein.

Wie sieht das Ganze nun beim Vergaser aus? Ähnlich, wobei hier keine elektronische Regelung statt findet. Durch das loslassen des Gaszugs wirkt auf den Motor eine geringere Kraft. Dies hat zur Folge, dass die Drosselklappe sich schließt und die Schwimmernadel sinkt. Dadurch wird deutlich Benzin gespart, sogar mehr als durch das einlegen des Leerlaufs. Kurz bevor Vergaser von Einspritzern abgelöst wurden, war es sogar der Normalfall, dass eine Magnetabschaltvorrichtung implementiert wurde, durch die die Benzinzufuhr nahezu komplett gekappt werden konnte. Dies ist quasi eine wirksame Schubabschaltung. Somit verbraucht auch der Vergaser beim Ausnutzen der Motorbremskraft deutlich weniger Benzin als bei gezogener Kupplung.


Wyyhh 
Beitragsersteller
 16.10.2019, 19:58

Hi, Danke für die ausführliche Antwort! Ich fahre niedrig tourig, also im 4 Gang, da ich in der Einfahrzeit nicht über 6500 Umdrehungen drehen darf bzw kann, der Schaltblitz ist die ersten 1000km von Werk aus auf 6500 Umdrehungen gestellt und kann während dieser Zeit nicht verstellt werden. Um's Benzin sparen geht es mir also eigentlich nicht bei meiner Frage :)

Es schadet nicht der Kupplung. So fahre ich seit ca. 50 Jahren. Nicht ohne Grund stehe ich an der Kreuzung mit dem Ersten Gang drin und gezogener Kupplung. Ich kann Dir sofort drei Bekannte nennen, die an einer Kreuzung stehend von heranfahrenden Autos umgefahren wurden.  Zwei davon wurden sogar schwer verletzt. Mich hat das auch schon mehrmals gerettet, wenn ich schnell aus der Gefahrenzone kam.

Warum stehende Motorräder übersehen und umgefahren werden, kann ich nicht erklären. Auch meine Bekannten nicht. Es kommt aber doch öfter vor, als man denkt. Stehen hinter mir mehrere Fahrzeuge, mache ich aber manchmal den Gang raus. Nun sind die Ampelphasen kurz, da lohnt es meist nicht.

Die Kupplung wird nur beansprucht, wenn aus- oder eingekuppelt wird. Gruß Bonny

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Wyyhh 
Beitragsersteller
 11.10.2019, 23:53

Danke Dir für die Antwort! Beruhigend zu wissen, dass ich alles richtig mache :)