Stoppi -> Überschlag Warum?
Hi
Ich hatte vor wenigen Tagen einen Unfall mit meiner FZ6. Ich musste während eines Überholvorganges eine Notbremsung machen da das Auto das wir überholt haben unvermittelt links in ein Feld eingebogen ist.
Dabei stieg mir die Maschine hinten auf und ich wurde nach vorne weg geschleudert - zum Glück bin quer über den Seitenkoffern und dem Soziusplatz der vor mir fahrenden Tourpartnerin gelandet die so freundlich war mich aus dem Gefahrenbereich mit zu nehmen.
Was mich nun brennend interessiert ist warum mir die Maschine so hoch gegangen ist bzw. wie ich es hätte vermeiden können. Weniger stark bremsen ist klar - nur irgendwie muss ich das Ding ja zum stehen bringen. ABS hatte ich nicht - aber das hätte wohl auch kaum geholfen. Würde mich ja jetzt auf einen Parkplatz begeben und einige Bremsübungen machen aber dazu brauche ich erst mal wieder eine Maschine.
Also wie verhindert man ein aufsteigendes Heck bei einer Notbremsung?
lg Alex
3 Antworten
Stoppi - Überschläge nach vorne sind ein Ergebnis des modernen Motorradbaus. Die Maschinen haben sehr giftige Bremsen, kurze Radstände, kurze Tanks mit einem weit vorne platzierten Fahrersitz (um Wheelies zu verhindern) und lange Federwege(dadurch einen hohen Schwerpunkt) und insbesondere sehr lange Negativfederwege. Der lange Federweg vorne lässt die Maschinen tief eintauchen (anti Dive hat nicht funktioniert) , der lange Negativfederweg hinten hebt das Heck zusätzlich an.
Das alles ist dem Komfort und dem Handling geschuldet. Man kann das etwas abmildern, indem man vorne etwas härtere, lineare Federn einbaut, hinten die Dämpfer - Zugstufe härter einstellt, den Negativfederweg hinten verkürzt und das Heck etwas tiefer legt. Verkürzte Negativfederwege haben aber wieder den Nachteil, daß die Maschine dann in Schräglage auf Kuppen leichter abhebt - es gibt eben nichts umsonst.
Zumindest die Tendenz zum Überschlag ist bei moderneren Maschinen größer als bei den klassischen Motorrädern. Das ergibt sich ganz klar aus den Daten der Fahrphysik.
Voll reingreifen ist Unsinn. Eine Doppelscheibe mit mehr als 280mm und intakte Beläge bringt fast jede Maschine zum Aufsteigen. Außerdem darf man nicht vergessen, daß moderne Niederquerschnitt - Vorderreifen einen enormen Grip aufbauen und nicht mehr so ohne Weiteres wegrutschen. Dazu braucht man heute nicht mehr unbedingt einen Rennreifen. Das ist einer der beiden Nachteile moderner Reifentechnologie: Überschläge und Highsider.
In einer Notsituationb wie du sie erlebt hast, ist alle Theorie grau. Man zieht einfach die Bremse und basta. progressives Bremsen halte ich für absoluten Blödsinn und hoch gefährlich. Beim langsamen Anziehen verlierst du so viel Bremsweg, daß es hinten raus sehr leicht zu eng werden kann. Einmal verlorenen Bremsweg gibt dir keine Macht der Erde wieder zurück.
Anti Dive ist eine technische Maßnahme, die beim harten Bremsen mit der Vorderbremse das Eintauchen der Gabel verhindern oder zumindest verzögern sollte. Es gab verschiedene Systeme, hydraulische und mechanische. Funktioniert hat keines wirklich. Deshalb hat man sowohl bei den Serienmaschinen als auch auf der Rennstrecke sehr bald wieder darauf verzichtet. Als Beispiel für die Funktion: Man hat die Ventile für die Dämpferdruckstufe mit der Bremshydraulik verbunden. Beim harten Bremsen wurde die Gabekl dadurch plötzich versteift und am Eintauchen gehindert. Die dann bocksteife Gabel begann auf welliger Straße unkontrolliert zu springen.
Ich vergaß, eine möglichst hohe Körperspannung, die verhindert, daß der Fahrer wie ein nasser Sack beim Bremsen nach vorne rutscht, ist auch sehr hilfreich.
bei notsituationen stark bremsen is kalr mann hat ja auch nicht viel zeit um zu reagieren. allso weniger stark vorne bremsen die hinterbremse auch mitei´nbeziehen hielft da auch denn ein bischen bremskraft hat die ja auch. bei gefahrensituationen is das halt so das man sogar alles richtigmachen kann und es geht trotzdem in (sprichwörtlich) in die hose. ich hoffe das dir nicht alzuviel passiert ist und du den spass am fahren noch hast.
Hallo pac
Wenn ich mit dem Rennradl steile Pässe obi bin, war der Oberkörper so tief wie möglich, der Mors (Hintern) weit hinter dem Sattel und trotzdem bin ich im Martelltal bei 60km/h auf dem Vorderrad gestanden. Wichtig ist halt den Schwerpunkt so tief und so weit nach hinten zu verlagern, wie es nur geht. Das ist auf dem Motorrad nichts anderes. Ganz wichtig, locker bleiben, nicht verkrampfen und nie aufrichten. Aufrichten verlagert den Schwerpunkt nach oben, was den Überschlag begünstigt.
Gibt drei Möglichkeiten
- üben üben üben
- elektronische Helferlein und
- angepasste Geschwindigkeit
Gruß Nachbrenner
Willst du damit sagen dass alle moderneren Motorräder sich bei einer Vollbremsung nach vorne überschlagen? Unter dem Aspekt dürfte ABS und der Umgang den man den Fahrern beibringt (Maschine gerade und dann voll reingreifen) wohl nicht gerade sicherheitsfördernd sein?
Natürlich sagt schon die Physik dass bei Ausreichender Verzögerung alles nach vorne kippen muss doch ich hätte nie gedacht dass diese Grenze mit normalen Straßenreifen(MPR2) und eher schwachen Bremsen (die FZ6 ist sicher kein Paradebeispiel) so leicht passiert.
Die Bremse habe ich tatsächlich sehr schnell gezogen was ich sonst nicht mache - Schrecksituation eben - allerdings hätte ich dabei auch eher mit einem blockierenden VR gerechneter als mit einem Überschlag. Währe mir das durch progressives Bremsen erspart geblieben?
Was genau ist AntiDive?
lg Alex