Warum "stresst" mich das Fahren auf der Autobahn?
Ich mache momentan meinen A2 Führerschein. Ergänzend ist zu sagen, dass ich 30 Jahre alt bin, vorher noch nie selbst Moped oder Roller gefahren bin und auch als Sozius erst wenige Monate Erfahrung habe. Beruflich bin ich viel mit dem Pkw unterwegs. Ich war heute das dritte Mal mit dem Motorrad (Honda CB 500F) auf der Autobahn und jedesmal verkrampfe ich dabei und empfinde es als Stress mit "Druck" schnell fahren zu müssen (120-140) und Überholmanöver zu üben. Woran liegt das? Mein Mann fährt entspannt 190km/h und auch wenn er etliche Jahre Fahrpraxis hat frage ich mich, ob mich "anstelle" oder etwas falsch mache?
5 Antworten
Guten Servus,
30 Jahre und den A2-Schein? Das ist schon ungewöhnlich, aber Du wirst Deine Gründe dafür haben. :D
Das Gefühl kenne ich, wenn einen der Fahrlehrer auf die Bahn schickt. Man hat dann den Drang "mitzuschwimmen" (Was ja auch irgendwie sinnvoll ist.). Mir hat es auch wenig gefallen; ich war jede Ruhe aus dem Auto gewöhnt.
Auf keinen Fall "stellst Du Dich an". Das ist Gewohnheitssache. Jetzt am Anfang, wo alles noch neu ist, ist es normal, dass Du es als unangenehm empfindest. Wenn Du dann später privat fährst, wirst Du auch sicherer und die Geschwindigkeit (und der Wille dazu) kommt von allein.
Ich hätte damals bei meiner Autobahnfahrt in der Fahschule auch nicht gedacht, dass ich ein Jahr später nach Italien an den Gardasee fahre. :D
Und jetzt noch der Senf, den ich unter jeden Beitrag schreibe, aber trotzdem jedes Mal ernst meine: Viel Erfolg bei der Ausbildung und stets eine sichere und knitterfreie Fahrt!
Falsch machen? Nein. Wenn man Angst hat oder unsicher ist, dann macht man in der Regel nichts falsch. Wenn du dir vorstellst, dass du mit diesen dünnen Fetzen am Körper zwischen all diesen Blechkisten herumturnst, dann ist ein etwas ungutes Gefühl verständlich.
Übung macht auch hier den Meister. Wenn du dir der Beherrschung deines Motorrades sicher bist, dann wirst du auch da ruhiger. Außerdem - langsam mit dem Motorrad auf der Autobahn ist eine zusätzliche Gefahrenquelle. 120-140 ist deutlich zu langsam. Du wirst zwischen LKW und PKW s eingequetscht, musst ständig die Spur wechseln, wenn du einen LKW überholen willst und musst immer auf den Verkehr hinter und vor dir achten.
140-160 sollten es schon sein. Dann verlierst du das Gefühl des ausgeliefert seins und bist selbst ein Akteur.
Wenn ich mit dem Motorrad auf der Autobahn unterwegs war (ohne Vergnügen) dann bin ich selbst selten unter 200 kmh gefahren. Dadurch bist du selbst der Aktive und beherrscht die Szene und musst dich nicht ständig treiben lassen.
Eigentlich ist 120 für eine Autobahn nicht besonders schnell, aber durch den fehlenden Käfig fehlt der Windschutz und der Komfort und dadurch wird die Geschwindigkeit wesentlich intensiver (schneller) wahrgenommen.
Dieser Effekt ist besonders bei einer unverkleideten Maschine umso größer, da du hier mit dem gesamten Körper im Wind hängst. Diesen Effekt seinen Fahrschülern zu zeigen, spricht meiner Meinung nach auch für die Fahrschule.
Mit zunehmender Fahrpraxis wirst du dich vermutlich irgendwann auch an höhere Geschwindigkeiten einfach "gewöhnen".
Fahr einfach wie du dich wohl fühlst mit deinen PS-Möglichkeiten. Fahre auf der AB eigentlich nur so 120 (mit der CBF1000), da hat man wenig Stress und kommt auch an, Reifenabrieb praktisch gleich null. Mit der Fireblade fahre ich nur aus psychologischen Gründen gelegentlich wirklich schnell, bei längeren Strecken bleibe ich über 140 kmh, weil wenn man langsamer fährt der Fahrtwind den Oberkörper nicht mehr entlastet.
Um auf deine Frage einzugehen: Einem "Druck" so oder so schnell fahren zu müssen, würde ich mich persönlich innerlich widersetzen, also wenn du keine Lust hast so schnell zu fahren fahr einfach 120 oder auch 110 und lass den lieben Gott einen guten Mann sein.
Muss jeder für sich selbst herausfinden.
Nein, Du stellst Dich nicht "dümmer" an. Auf der Autobahn werden andere Geschwindigkeiten gefahren. Du hast keinen "Blechkasten" um Dich herum, der Dir das Gefühl gibt "in einem Sicherheitskäfig" zu sitzen. Man muss sich daran gewöhnen. Allerdings bleibt bei vielen das unbehagliche Gefühl.
Ich fahre viele Jahre Motorrad, viele Jahre mit großen Tempodrang auf der Autobahn. Heute fahre ich eine Chopper, auch sehr flott. In der Stadt ist mein Element (auch Stadtautobahn). Auf der "Großen Autobahn" fühle ich mich nicht mehr so wohl bei Tempo 130-150km/h. Zu oft fahren manche Autofahrer zu dicht auf. Auch der Seitenabstand wird immer knapper.
Da "jage" ich lieber auf der Landstraße durch die Kurven (aber heute viel entspannter und ruhiger als vor einigen Jahren). Nur der Dichte Verkehr auf der Stadtautobahn reizt mich oft zu waghalsigen Fahrmanöver im Slalom mit hohen Geschwindigkeiten.
Also zweifle nicht an Dir, viel haben kein gutes Gefühl auf der Autobahn. Vielleicht Dein Mann auch nicht, der gibt es nur nicht zu. Ist eben ein Mann (grins).
Kopf hoch und nicht "klirre" machen lassen. Viel Glück für den Führerschein. Gruß aus Berlin, Bonny