Was ist der Sinn der Motorcharakteristik von Rennmaschinen?
Liebe community,
eine Frage, die mich schon länger beschäftigt und zu der ich im Netz keine Antworten finde: Supersportler (also Maschinen, die primär für die Rennstrecke gebaut werden, wo es doch u.a. darum geht, möglichst rasch beschleunigen zu können) haben prinzipiell einen Motor, der sehr hohe Drehzahlen erlaubt, und bei denen die maximale Leistung sehr spät ansteht. Bei den meisten Tests oder Fahrberichten wird dann das berühmte „Leistungsloch“ bei niedrigem Drehzahlen beschrieben. Bleibt man in niedrigen oder mittleren Drehzahlen, fahren sich Supersportmaschinen also relativ gemütlich oder - anders formuliert - nicht wirklich stark beschleunigend. Ich habe z.B. letztens die Aprilia RS660 Probe gefahren und hatte davor wirklich Respekt, weil ich noch nie ein 100 PS Motorrad in diesem Stil gefahren bin. Ich war dann überrascht, wie verhältnismäßig brav und fast lasch die Beschleunigung war (ich blieb im unteren Drittel des Drehzahlbereichs). Was ist nun aber der Sinn dieser eigentlich m.E. Gerade im Rennsport doch eigentlich kontraproduktiven Motorcharateristik? Sollte eine Rennmaschine nicht genau anders herum arbeiten? Also ganz am Anfang möglichst stark beschleunigen und viel Leistung freisetzen? Damit der Rennfahrer gleich von Beginn an schnell wegkommt? Was ist der Sinn von maximaler Leistung, die erst ganz spät ansteht?
Lg und allseits gute Fahrt
Michael
4 Antworten
Ich schließe mich Katastrofuli an und möchte hinzufügen, dass die RS660 auch noch ein 2-Zylinder ist im Gegensatz zu den gängigen Rennserien auf Asphalt. Und das Leistungsloch ist bei den richtig auf Sport/Rennen getrimmten Maschinen nicht so ausgeprägt, wie man meint. Aus eigener Erfahrung braucht eine 600er schon ein wenig um aus dem Quark zu kommen, aber das legt sich relativ fix und ich persönlich fand den Anzug einer ZX-6R auch aus dem Stand nicht von schlechten Eltern .... eine 1000er hingegen ..... die fährt mit dir auch im unteren Bereich Schlitten, wenn du es drauf anlegst :D
Zusätzlich kann man das Motorverhalten mit der ganzen Elektronik und Ride-by-Wire heutzutage äußerst stark verändern.
Salue Michael
Es gibt zwei Methoden wie man viel Leistung aus einem Motor herausholen kann: 1) Man erhöht den Hubraum. 2) Man erhöht die Drehzahl. Bei Rennmaschinen ist vielfach der Hubraum das Kriterium für die Klasseneinteilung. Es bleibt also nur der Weg über die Drehzahl.
Hochdrehende Motoren sind untenrum meistens eher schlapp. Bei einem Rennen wird aber nur mit hoher Drehzahl gefahren, niedrige Drehzahlen können vernachlässigt werden. Angefahren wird bei einem Rennen ja nur einmal pro Lauf. Hier muss der Fahrer nun mit der Kupplung arbeiten und diese endlos schleifen lassen.
Im täglichen Betrieb ist ein solches Motorrad höchst ungeeignet, denn da wird ja auch mal langsamer gefahren und die Beschleunigung aus dem Stand ist sehr häufig.
Tellensohn
Warum ist das so? Vor ein paar Jahren fuhren in der Superbike WM noch Zweizylinder mit, die, um nicht ganz chancenlos zu sein, 250ccm mehr haben durften. Du hast die Aprilia wie ein Tourenmotorrad gefahren, Rennmaschinen werden in dem kleinen Bereich zwischen maximalem Drehmoment und der maximalen Leistung gefahren und da darf man vor hohen Drehzahlen keine Angst haben.
Die RS660 ist keine typische Maschine, wie du sie beschrieben hast. Bei der liegt die Leistung viel eher an. Außerdem ist sie, im Gegensatz zur z.B. H2, sehr brav.