Eure Erfahrungen beim Verkauf?

8 Antworten

Ich habe darüber nie geredet oder sogar geschrieben. Es war der emotionalste Motorradverkauf meines Lebens. Haute kann man darüber reden.
Wer das nicht verstehen kann, hat nie "eine echte  Beziehung" zu seinem Bike aufgebaut: Es war mein erstes "großes Motorrad" (als RD 250 gekauft, umgebaut dann als RD 350) mit Führerschein und zugelassen auf mich. Natürlich auf Kredit gekauft, aber jeden Pfennig wert. Die RD habe ich geliebt und gepflegt, da kommt nur noch meine jetzige Intruder mit. Die schönste Zeit meines Lebens habe ich mit ihr verbracht und einige der sich damaligen Freundschaften halten noch bis Heute.

Leider verlor ich einige Freunde und Bekannte, die mit dem Motorrad tödlich verunglückt waren. Aber der schwierigste Grund war, das meine Eltern "live" dabei waren wie ihr Nachbarssohn direkt vor ihrem Fenster verunglückte und verblutete, weil ihm ein Bein abgerissen wurde. Er hatte keine Schuld, denn ein betrunkener Autofahrer hatte ich "hingerichtet." Er wurde grade mal 19 Jahre alt. Das haben meine Eltern, besonders meine Mutter, nie überwunden. Wenn ich nachts unterwegs war, hatte sie nie geschlafen. Bei jedem Telefongebimmel bekam sie Angstzustände. Sie hätte es mir niemals ausreden wollen, aber ich kenne meine Eltern. Obwohl ich ein leidenschaftlicher Motorradfahrer war, waren mir meine Eltern viel lieber und das Wichtigste in meinem Leben. Sie hätten einen Unfall niemals überwunden. Natürlich hatte ich auch meine Stürze, davon haben sie aber nie etwas erfahren.

Dann kam der Tag des Verkaufes. Der Käufer war noch beim Führerschein. Also fuhr ich das Motorrad zu ihm hin. Bei der Fahrt sind mir die ganze Zeit die Tränen über die Wange gelaufen. Als wir angekommen waren (er fuhr im Auto vor mir) übergab ich ihm die Schlüssel und drehte mich schnell um und verschwand. Vorher hatteich im unter Zeugen darauf hingewiesen, dass wenn ich das Motorrad jemals ineinem heruntergekommenen Zustand sehen würde, ihn quer durch ganz Berlin prügeln würde. Er hatte es bemerkt, dass ich es wirklich ernst meinte.

Es  verging ca. ein Jahr. Mit meiner damaligen Frau saßen wir mit offenem Fenster im Auto an einerroten Ampel. Ohne mich umzudrehen fragte ich sie ob das Motorrad neben mir meine ehemalige RD (Yamaha) ist. Sie bestätigte es. Den Klang verwechsle ich nie. Darauf wollte ich wissen wie der Zustand des Motorrades ist. Sie meinte, sie machte ein sehr saubereren und gepflegten Eindruck. Ich habe mich nicht umgedreht, es hätte mir das Herz
gebrochen. Seit dem Verkauf habe ich sie nie mehr gesehen (nur an der Ampel gehört). Jetzt war ich beruhigt und genieße die Erinnerungen. Deshalb meine leise "Oldiemusik" beim Motorrad fahren.

Ich weiß, einige denken der hat vielleicht eine Macke. Na klar, die habe ich und bin stolz darauf. Ich besitze etwas, was mir niemand
mehr nehmen kann und was viele niemals erfahren können. Gruß Bonny   

 


BMWF650GS  13.11.2016, 22:21

Ohne Scheiß, das hat mich zutiefst gerührt. Danke, dass Du das mit uns geteilt hast!

Bonny2  13.11.2016, 22:57
@BMWF650GS

Beim Schreiben sind bei mir die Gefühle doch schon ziemich hoch gekommen. Deshalb habe ich hier schon oft geraten, dass man die Zeit mit dem ersten Motorrad genießen soll. Ist meist die schönste Zeit, die sogar "Prägen" kann. Muss nicht unbedingt ein Motorrad sein. An das erste Auto, Boot, Haus oder die erste große Liebe erinnert man sich immer. Auch die Freunschaften halten meist länger als alles was hinterher kommt. ;-)  Gruß Bonny

BMWF650GS  14.11.2016, 01:04
@Bonny2

Ich kann mich noch erinnern wie ich geweint und meinen Vater "gehasst" habe als er das Auto, in dem ich 10 Jahre meiner Kindheit verbrachte, verkauft hat.

mausekatz  14.11.2016, 08:01
@BMWF650GS

Das ging meinen Kindern auch so, als ich das Auto verkaufte, mit dem sie fast 20 Jahre mitfahren und dann auch selbst fahren durften. Leider trennte uns die rote Umweltplakette. Danke Merkel!

Hi All,

ich kann meinen Vorrednern da nur zustimmen. Ein Motorrad zu verkaufen empfinde ich immer etwas "persönlicher" als ein Auto. Entsprechend fällt es mir schwerer und grade dann will man es in gute Hände geben.

IMO ->Bei den möglichen Käufern muss man immer grob unterscheiden. Es gibt die Händler, also die die möglichst günstig einkaufen wollen, um dann möglichst viel Geld mit dem Bike zu verdienen, klar will jeder und die wirklichen Interessenten, die persönlich am Bike interessiert sind und faire Preise zahlen.

Unter beiden Gruppen gibt es dann noch, ich nenne sie mal, schwarzen Schafe. Händler die einen abzocken wollen und unterirdische Angebote machen und Käufer die nach der Geiz-ist-Geil Mentalität leben und verhandeln.

Leider werden die in den letzteren Gruppen immer mehr, sodass man teilweise geduldig bleiben muss um die wirklichen Interessente für sein Bike herauszusieben. So bei meinem letzten PKW, bei dem ich fast 7 Monate lang gewartet habe...Wichtig für einem selber ist es zu wissen, was das Bike real wert ist und was man dafür tatsächlich haben möchte, also auch realistisch zu bleiben selbst wenn es das größte für einem selbst ist. Ein Käufer findet sich dann fast immer.

Entsprechende Erfahrung habe ich nur beim Autoverkauf. Hatte einen Jahreswagen über die Firma in der ich arbeite, gekauft. 15 Monate alt, 11.000 km, Neupreis 42.000;- und angeboten für nur 20.000,-. Der dreisteste Händler wollte mich zu sich in den Shop locken (ohne mir ein Angebot zu machen) um mir das Auto abzuschwatzen. Ich dann so: "Gehts noch? Ich bin der Verkäufer! Wenn du Interesse hast, musst du dich schon zu mir bemühen!" Dann nach langem hin und her rückte er mit seinem Preis von 13.500,- heraus. Ich habe dann nur noch lachend abgelehnt.

Manche Käufer halten Verkäufer wirklich für blöde...

nun, wie heisst es so schön? Der Gewinn liegt im Einkauf...:-) Ein Motorradhändler wird dir nie den vollen Preis zahlen, den Du haben willst, aber hier gibt es wirklich auch jede Menge Abzocker.

Ist wie mit dem Autoverkauf.

Ich habe auch vor kurzem ein Motorrad verkauft. Aber ich bin da schon rigoros...Wenn einer mit "was dem letzte Preis?" am Telefon ankommt, ohne das Motorad gesehen zu haben, lege ich auf.

Oder das Argument dass der Käufer ja 400 km weit fahren muss und dass da mindestens noch 1000 EUR im Preis runtergegangen müsse damit sich das lohnt...Mein Gegenargument: "Dann bleiben Sie zuhause.."

Vonn über 50 "Interessenten" war einer dabei, der nicht am Telefon einen Preis verhandelt hat und sympathisch war. Er hat nur gefragt ob der Preis Verhandlungsbasis ist, was ich bejahte. Der hat dann mein Motorrad bekommen und alle waren glücklich.

Vielleicht braucht man als Verkäufer ein wenig Durchhaltevermögen, aber im Endeffekt bekommt man seinen Wunschpreis (sofern der realistisch ist).

Leider normales "Geschäftsgebaren" der entsprechenden Personenkreise.

Ein paar O-Töne:

Was is letzte Preis

Tu überweisen, hole Motorrad morgen abend (nacht)

Western Union, ok für Sie

Hole heute, nach Prüfung zahle

Probe fahren möglich , habe kein Führerschein?

Kaution oder Ausweis für eine Probefahrt hinterlassen? Was bist du denn fürn Arsch?

Die ist kaputt, fährt keine 220. Zahl 300 Ocken  (bei 50 PS?)

Da sind ja überall Steinschläge (komisch bei einem Motorrad mit 40tkm)

Die Kette ist ja total versifft (nur wenn man diese mit Fett schmiert)

Ja wie, das sind keine Seitenkoffer dabei? (Wenn man vorher das Inserat gelesen und Bilder angesehen hätte)

Ich fahr 500km zu Dir, das Bike darf dann aber nur die Hälfte kosten.

Ratenzahlung möglich, so 20 Euro jeden Monat? (Also 200 Monate abbezahlen?)

 

usw.

 

 

 


mausekatz  14.11.2016, 07:54

Bei "letzte Preis" sage ich immer, dass er sich seinen letzten Preis in den Ar... schieben kann, wenn der Anrufer offensichtlich Angehöriger der bunten Vielfalt ist. Habe mit dieser Spezies schon so viel ausnahmslos schlechte Erfahrung gemacht, dass ich nur noch an Deutsche verkaufe. Man mag mir Rassismus vorwerfen, aber die Erfahrung hat mich gelehrt, dass selbst noch nach dem reibungslosen Verkauf an Pigmentierte, die Probleme, fiktive Fehlerentdeckungen und Nachverhandlungen weiter gehen.