Im Winter den Reifendruck im Fahrbetrieb verringern?
Gestern wurde ich gefragt ob man im Winter den Reifendruck verringern, erhöhen oder so lassen soll, wie man auch im Sommer fährt. Ich möchte meine Antwort hier nicht einbringen, da es ein Ratschlag sein soll, bei dem auch andere von profitieren könnten. Ist ja auch nicht gesagt, dass ich immer richtig liege. Deshalb hier die Frage und einige "Denkanstöße". Auch, damit hier nicht alles einschläft. Einige Fragen kommen sicher noch. Bitte nicht auf alte Fragen und Antworten verweisen. Neue Fragen, neues Glück (wie an der Losbude, grins). ;-) ----
Verringern bedeutet eine etwas breitere Auflagefläche. Niedriger Luftdruck im Reifen erhitzt die Luft im Reifen und den Gummi, der jetzt "geschmeidiger" wird. Das wird aber für Motorräder sicher nicht so ins Gewicht fallen. Was passiert aber wenn der Druck erhöht wird? Die Frage bezieht sich auf "normale" Fahrweise bei Temperaturen knapp über 0 Grad. Eis und Schnee sind nicht einbezogen, sondern trockener, kalter Asphalt. Auch "Rennfahrten" schließe ich aus. Es sind auch keine "speziellen" Profile gefragt, sondern normale Reifen, die man das ganze über Jahr fährt.
Einfache Erklärung: Die Straße ist trocken aber Temperaturen um die 2 Grad. Mein Freund holt seine Hayabusa und ich meine Trude aus der Garage und fahren einfach "normal" spazieren. Reifendruck erhöhen, so lassen oder verringern? Gruß Bonny
4 Antworten
Christine hat schon fast alles gesagt, was es dazu zu sagen gibt und zwar richtig. Nur eines möchte ich etwas "anpassen". Die Reifenaufstandsfläche vergößert sich ganz wesentlich, wenn man die Luft auch nur wenig herausläßt. Andererseits vergrößert sich die Wärmeabstrahlfläche. Der Wärmegewinn hält sicvh daher in Grenzen.
Anders sind die Verhältnisse bei Trialreifen. Sie sind extrem weich und haben sehr elastische Stollen. Die erwärmen sich bei niedrigem Luftdruck extrem.
Allerdings rate ich beim Luftablassen generell zur Vorsicht, weil sich bei zu geringem Luftdruck der Reifen beim Beschleunigen und Bremsen auf der Felge drehen kann. Speziell bei Schlauchreifen ist das extrem gefährlich, weil dabei das Ventil aus dem Schlauch gerissen werden kann und der Reifen schlagartig den Luftdruck verliert. Wenn ihr das also plant, dann solltet ihr vorher Reifenhalter einbauen.
Über die Reifenaufstandsfläche gibt der Reifen den größten Teil seiner Wärme an den kalten Boden ab, viel mehr als an die Luft über die sonstige Reifenoberfläche. Luft ist ein schlechter Wärmeleiter. Durch den niedrigeren Luftdruck vergrößert sich die Reifenaufstandsfläche und die Wärmeabfuhr wird vermehrt. Das ist der Grund, warum unsere Reifen immer breiter werden. Dies gilt aber nur bei trockener Straße.
Bei Dauerschlupf auf Eis und Schnee oder bei stehendem Wasser erhitzt sich der Reifen durch die Reibung und durch die Wasserverdrängung enorm. Stell mal deine Kiste mit dem Hinterreifen auf eine Eisfläche und laß´ihn durchdrehen. Schon nach wenigen Sekunden wird der Reifen glühend heiß und das Eis verdampft.
> Durch den niedrigeren Luftdruck vergrößert sich die Reifenaufstandsfläche und die Wärmeabfuhr wird vermehrt. Das ist der Grund, warum unsere Reifen immer breiter werden.
Das ist schon richtig so, ich möchte aber anfügen, dass die Hersteller den Effekt der besseren Abkühlung aus dem Grund nutzen, da
durch die größere Kontaktfläche (d.h. weniger Druck / Fläche) der Reifen weniger belastet wird. Dadurch kann eine weichere Gummimischung verwendet werden, welche wiederum bessere Hafteigenschaften mit sich bringt.
Außerdem ist duch eine bessere Wärmeableitung das Fenster des Reifens in dem er optimale Haftung aufbringt größer. Somit fängt er nicht so leicht zu schmieren an bzw. blockiert beim Bremsen nicht so schnell, da die Haftreibung durch die geringere Erhitzung ( bessere Wärmeableitung ) erst später in Gleitreibung übergeht.
Ich bin ein Freund von japanischem Wackelpudding ;-) , fahre vorne 0.3 und hinten 0.4 bar weniger als im Handbuch. Mit 2.5 und 2.9 (also Standardluftdruck) bei kaltem Wetter zu fahren halte ich für fahrlässig, auf jeden Fall, wenn man gerne Schräglagen fährt. Ab 20 Grad Celsius und darunter wird es gefährlich.
Beim Michelin (PIPO2CT) wird bei Solobetrieb übrigens dazu geraten, den Luftdruck auf 2.2 und 2.5 (v/h) zu verändern.
Moin Detlef,
fahre doch mal zur nächsten Tankstelle und senke den Luftdruck beider Reifen um 0,4 Bar ab, ausgehend von dem für deine Reifen vorgeschriebenen Wert. Dann fährst du eine Acht auf dem Grundstück und wirst feststellen, dass du kein Moped, sondern einen japanischen Wackelpudding fährst.
Wenn du den Reifendruck derart absenken würdest, dass die Aufstandsfläche sich tatsächlich vergrössert, ist das Moped praktisch nicht mehr fahrbar.
Belasse den Luftdruck wie vorgeschrieben und alles ist gut.
Gute Frage, Bonny ;-) Wird anderen villt. auch so gehen wie mir? Liess mir Zeit für ne Antwort, da die grauen Zellen im Winter etwas länger brauchen, um nen "Zündfunken" zu entfachen....lach.
Auf deine Frage bezogen, würde ich den Reifendruck so belassen wie er ist. Werden ja keine Exraanforderungen ans Motorrad und den Fahrer gestellt, solange es sich um ne "normale" Spazierfahrt bei angepasster Geschwindigkeit auf trockenem Asphalt handelt. Bei gemächlichem Choppern merkst du bestimmt rasch Unterschiede, denn wie Colin sagt, gehts auch bei ner Abweichung - wie etwa um 0,2 oder 0,3 bar weniger oder mehr beim Luftdruck sofort um saftige Veränderungen (s. Colin's Antwort und die Berechnung).
Es ist weniger eine Behauptung als eine leise Vermutung, dass dir Veränderungen beim Fahrverhalten in Kurven beim Chopper mit Kardanantrieb ganz deutlich vor Augen geführt werden. Da merkst du jedes Quentchen...oder wie siehst du das, Bonny? Ob es sich genauso stark bei nem drehmomentstarken Bike (einer Hayabusa oder Hornet, ner Fazer, Fireblade oder einer Gixxer) genauso elementar auswirkt, können die Biker besser beurteilen, die solche Maschinen besitzen und fahren. Gruss Jan
Wann bitte verändert sich Wärmeabstrahlfläche und wodurch? Helmut, wir sprechen von einem Motorradreifen und nicht von einem Luftballon.