Last auf kalten Motor?
Guten Abend
Mich würde interessieren wie ihr das im Verkehr handhabt mit dem Beschleunigen, man sollte ja auf kalten Motor hohe Drehzahlen und grosse Last verhindern.
Aber im Verkehr kommt es vor allem am Morgen während den Stosszeiten häufig vor, das man der Maschine gerade etwas geben muss um sich an einer Verzweigung in den Verkehrsfluss zu integrieren.
Ist das auf kalten Motor zu unterlassen, oder liegt das noch im Rahmen?
Gruss Jan
6 Antworten
Die hervorragenden Notlauf - und Hafteigenschaften und die hohe Gleitflächengüte haben den Kaltlauf unproblematisch gemacht. Hinzu kommt, dass die heutzutage üblichen Hochleistungs - Ölpumpen schon im Standlauf praktisch alle Gleitflächen mit Schmieröl geradezu fluten. Am Ende des Schmierölkreislaufs (in der Regel die Nockenwellen) sind Ölreservoire eingebaut, die ein Abfließen des Öls verhindern. Solche Motorenteile haben also eine eigene permanente "Ölwanne". Wegen der Schmierung ist ein Warmfahren also absolut unnötig. Der für die Gleitlager erforderliche Öldruck baut sich innerhalb Sekunden nach dem Kaltstart auf. Die Ölfilter müssen wegen des erhöhten Drucks beim Kaltstart sogar durch Beipassventile vor diesem Druck geschützt werden, weil sie sonst platzen könnten. Schon nach spätestens 100 m sind alle Schmierstellen überreichlich mit Schmieröl versorgt. Allenfalls wenn der Motor längere Zeit gestanden hat, solltest du ihn vor dem Ersten Gasgeben vielleicht 10-20 Sekunden im Stand laufen lassen. Ich nehme als "Zeiteinheit" immer das Anziehen der Handschuhe.
Für das "Warmlaufen" von Bedeutung ist nur ein einziges Bauteil - die Kolben. Genauer gesagt der Kolbenboden. Da die Verbrennungshitze zuerst an diesen abgegeben wird, dehnt er sich schnell aus. Bei Zylindern mit Guss - oder Stahlbuchsen dauert es 1-2 Minuten, bis auch diese sich ausdehnen. Das ist auch der Grund, warum diese Motoren größere Kolbenspiele haben, um für die unterschiedliche Wärmeausdehnung Platz zu schaffen. Buchsenlose Alu - Zylinder mit was auch immer welcher Beschichtung (ausser Keramik) nehmen die Wärme sofort auf und dehnen sich annähernd parallel zu den Kolbenböden aus.
Fazit : Zweitakter mit beschichteten Aluzylindern benötigen überhaupt keine Warmlaufphase. Moderne Viertakter ohne Gus - oder Stahlbuchsen auch so gut wie keine. Ältere Modelle mit solchen Buchsen und vor Allem mit Zahnradölpumpen wollen etwas sanfter angefasst werden.
Ansonsten - draufsetzen, starten, Handschuhe anziehen, wegfahren. Die ersten 3 Gänge mit maximal halber Drehzahl und maximal 3/4 Gas. Das wars. Wenn du nicht gerade innerhalb der ersten 2-3 Minuten in den Roten Bereich drehst, schadest du dem Motor nicht.
Noch ein Wort zu Notlaufschmierung. Ich habe Viertakt-Motoren geöffnet, die 10 Jahre nicht gelaufen waren. Im gesamten Motor gab es kein Fleckchen das nicht mit einer lückenlosen Ölschicht überzogen war. Diese Motoren hätte ich ohne Bedenken eiskalt gestartet und nach 1-2 Minuten ganz normal gefahren.
Mit dem Warmlaufen ist es ähnlich wie mit dem Einfahren - eigentlich unsinnig aber ein Schutz der Hersteller davor, dass eventuelle Fertigungsmängel zu schnell aufgedeckt werden.
Zum Schluss noch eine Frage: wieviele km hat dein Motor auf dem Buckel? Wenn er voll "eingefahren" ist kannst du die Warmlauferei sowieso vergessen. Was machst du wenn du mit deinem Auto aus der Garage fährst? Kriechst du damit auch kilometerweit, bis das Wasserthermometer max anzeigt? NEIN. Wo ist der Unterschied zum Motorradmotor ? Es gibt keinen !
Deine Honda ist ein moderner Wasserkocher. Er hat sicher keine Keramikbeschichtung aber auch keinen Stahlbuchsen. Es gibt dutzende verschiedene Beschichtungen, die alle dem Zweck dienen, den Wärmetransport zu verbessern und eine verschleißfeste Oberfläche zu schaffen.
Mach dir also wegen der Warmfahrerei keine überflüssigen Sorgen. Öl und Wasser erwärmen sich innerhalb weniger Minuten. Du hast einen Kühlerthermostaten. Der Zylinder hat also schon längst die Betriebstemperatur wenn der Kühler noch handwarm ist. Das ist schon nach ein paar hundert Meter erreicht. Fahr mit ca. 1/4 Gas los, dreh die einzelnen Gänge bis 4.000 Umin und nach 1 km mach was du willst, nur quäle ihn nicht mit zu niedrigen Drehzahlen.
Also Verkehrsfluss gut und schön, aber ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass du da mit deiner 500er 2-Zylinder in der Stadt benachteiligt bist. Da hätte ich mit so einer 400kg-Gelenkbus-Harley eher Sorgen, bergauf aus der TG-Einfahrt in den Verkehr einzufädeln. Oder mit einem Kleinwagen > 1000kg, 50PS und einem Fingerhut voll Hubraum....
Wie viel Erfahrung hast du schon? Flottes Anfahren evtl. unter Zuhilfenahme einer schleifenden Kupplung und mit Gefühl in der Gashand will auch erst mal gelernt sein.
Man kann auch während eines Abbiegevorgangs schon in den zweiten Gang schalten, wenn der Radius und Tempo es hergeben. Auch das muss man aber üben; zur Sicherheit bitte nicht im Großstadtverkehr ;-)
Meine läuft z.B. erst ab 2500 Touren überhaupt annehmbar rund, auch im kalten Zustand. Alles darunter tut mir in der Seele weh und ist aufgrund der starken Schläge und Vibrationen auch nicht gut für die Technik. Untertourig solltest du also auch auf keinen Fall fahren. Das schadet mehr, als dass es irgendwas schont.
Du hast in der Tat recht, ich bin erst seit 7000km (2 Monate) unter den Motorrad fahrern... also erst bescheiden wenig Erfahrung
Ich bleibe aber dabei, ich muss wenn ich zügig wegkommen will schon auf gegen die 4000 Umdrehungen drehen und kann nicht schon vorher schalten...
Nicht übermäßig hoch drehen lassen, gemütlich mitschwimmen.
WIe lange bist du unterwegs? Nach 1-2 km schiebe ich bei meiner GSF 1200 den Choke zurück und tuckere gemütlich weiter. Ich gehe davon aus das dann das Öl noch lange nicht auf Betriebstemperatur ist.
Wenn die gesamte Strecke bei dir nur wenige km beträgt -> wäre es natürlich nicht so prickelnd.
Wenn du aber bereits 10 km (bzw. 10 Minuten) gefahren bist -> dann sollte auch das Öl langsam aber Sicher auf Betriebstemperatur sein.
4'000 U/min sind dann nicht das Problem. Der Reihenvierer deiner Honda würde ja noch deutlich höher drehen. ;)
Sind 4000Upm kein Problem auf kalten oder dann schlussendlich warmen Motor? Kann das der formulierung nicht genau entnehmen ;D
Du drehst ja nicht dauerhaft auf 4'000 U/min herum sondern beschleunigst, schaltest und dümpelst dann wieder mit relativ niedriger Drehzahl mit dem Verkehr mit.
Anders wäre es wenn du die Strecke komplett nur im 1. Gang fährst, die Maschine bei jedem Ampelstart in den Begrenzer treibst und dich dann »freust« wenn sie so schnell warm wird. ;)
Last juckt den Motor nicht. du kannst bedenkenlos Vollgas geben.
Was ihn juckt ist Drehzahl weil der Schmierfilm noch nicht so stabil ist und nich überall genügend Öl hin kommt.
Du hast es also wesentlich leichter wenn du nicht so eine Drehorgel fährst, sondern nen Motor der schon bei wenig Drehzahl ordentlich Leistung raushaut.
Wenn du diese Leistungsreserven nicht hast, mußt du halt sehen daß du solche Situationen nach Möglichkeit vermeidest. Der Motor fällt dir nicht direkt auseinander, aber es ist eben nicht gut für die Langlebigkeit wenn er kalt gedreht wird.
Fahr den Motor im einem unteren Drehzahlbereich, wo die Kette noch nicht hackt und der Motor unwillig ist. Nach ca. 10km sollte der Motor bzw. das Öl auf jeden Fall Betriebstemperatur erreicht haben.
Und sich in den Verkehrsfluss zu integrieren ist immer vernünftiger als den Motor einfach warm laufen zu lassen.
Ich fahre eine Honda CB500F, der rote Bereich liegt bei ca 8.5k umdrehungen... ist es also der untere bereich wenn ich bis ca 4000 Umdrehungen fahre und dort schalte oder wirklich ein ganz tiefer bereich (2,5-3000)?
Sry aber ist muss ich wirklich so niedertourig fahren, dass der Motor noch nicht ganz ruhig läuft oder ist das blanke ironie?
Meine Maschine lässt sich z.B. ab ca. 2.500 U/min beschleunigen, ohne dass der Antrieb hackt, brummt etc. Damit fahre ich den Motor in den ersten Kilometern, bis er richtig warm ist und bin damit immer noch flotter als die meisten anderen Verkehrsteilnehmer.
Diese bestimmte untere Drehzahl unterscheidet sich natürlich je nach Modell, aber 3-4tsnd U/min sollten zum warm fahren allemal reichen.
Eine CB500 hatte ich als Fahrschulmaschine, und auch damit ließ sich so ganz gut fahren.
4000 upm sind bei deinem Mopped eine mittlere Kolbengeschwindigkeit von 8,9 m/s. das ist kein Drama wenn der Motor nicht völlig kalt ist.
Ein gutes Öl mit guten Kaltlaufeigenschaften und ein paar hundert Meter Aufwärmphase und da sollte der Motor bis 10m/s keinen Schaden nehmen.
Zum Vergleich: bei warmen Motor gilt 20m/s als die traditionelle Grenze ab wo es ungesund wird.
Hmm die paar 100m Anlaufzeit hatte ich leider nicht immer... weil ich von der Tiefgarage gerade auf die Hauptstrasse komme und da ist genau diese Stelle, ich werde aber in Zukunft den Motor im Stand etwas warmlaufen lassen (bis ich helm, handschuhe etc an habe)
Vielen Dank für die Auskunft und besonders dir Effigies Danke schön ;)
Danke für deine detailierte Antwort!
Zu welcher Kategorie gehört aber meine CB500f 2016.. hat die einen Beschichteten Aluzylinder oder Stahlbuchsen?
Mein Motor hat jetzt gegen die 7000km und wurde meines Erachtens gut von mir eingefahren.